Barrierefreiheit verstehen
Ihr Wissenskompass für barrierefreie Kommunikation
Sie haben sich schon immer gefragt, wie sich blinde Menschen im öffentlichen Raum bewegen, wie sich sehbehinderte Menschen anhand von Farben orientieren? Wie funktioniert eigentlich barrierefreie Beschriftung und welche Rolle spielt dabei die Braille- oder taktile Schrift? Erfahren Sie, welche gesetzlichen Anforderungen an die Barrierefreiheit gestellt werden und wie Sie Ihre Produkte für alle zugänglich machen können.
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R G BHintergrundfarbe
R G BLesen ist wichtig
Was Sie über den Alltag blinder Menschen wissen sollten
Die Geschichte der Blindenschrift begann im 19. Jahrhundert, als der junge französische Schüler Louis Braille das nach ihm benannte Schriftsystem entwickelte. Er selbst war im Alter von drei Jahren durch einen Unfall erblindet und erkannte die Notwendigkeit einer effektiven Lese- und Schreibmethode für Blinde.
Braille wurde von dem militärisches Schriftsystem inspiriert, das Napoleon 1815 zum Lesen von Botschaften im Dunkeln nutzen wollte. Dieses System, bekannt als „Nachtschrift“, basierte auf einer komplexen Lautschrift.
1825 schuf er sein eigenes System. Dieses bestand aus einem Raster von sechs erhabenen Punkten in verschiedenen Kombinationen, um Buchstaben und Zeichen darzustellen. Jede Kombination ermöglichte bis zu 64 verschiedene Zeichen, die auch für Zahlen und Satzzeichen verwendet werden konnten.
Louis Braille, selbst ein begabter Musiker, entwickelte 1829 die Braille-Musiknotenschrift, die es blinden Menschen ermöglichte, Noten zu lesen. Diese Notenschrift wird noch heute weltweit verwendet.
Weltweit nutzen Hunderttausende Menschen Brailleschrift, wobei der Anteil der Braille-Leser variiert. In Deutschland wie auch in anderen Ländern verwenden sie schätzungsweise 10% der blinden Bevölkerung. Trotz technologischer Alternativen bleibt Braille in der Bildung und für die berufliche Inklusion wichtig.
Jeder Buchstabe, jede Zahl oder jedes Zeichen wird durch eine bestimmte Anordnung von bis zu sechs Punkten in einem Raster von zwei Spalten und drei Reihen dargestellt. Sie kann für verschiedene Sprachen, mathematische Notationen und Musiknoten verwendet werden. Die Brailleschrift benötigt mehr Platz als die normale "Schwarzschrift". Gedruckt hat sie eine Höhe von 0,3 - 0,4 mm.
- Eigene Zeichen für die Laute ch, sch, st, ie, ei, eu, äu, au.
- Zahlen werden aus den Buchstaben "a" bis "j" gebildet und als die Ziffern 1 bis 0 interpretiert. Jedem "Buchstaben" wird ein spezielles Zahlenzeichen (Punkte 3, 4, 5, 6) vorangestellt.
- QR-Codes werden mit Punkten umrandet und daneben das Wort QR in Braille geschrieben
- Vor Großbuchstaben wird ein Präfix aus den Punkten 4 und 6 gesetzt. Wenn mehrere Buchstaben nacheinander groß geschrieben werden, setzt man das Zeichen aus den Punkten 4 und 5.
- Vor E-Mail-Adressen wird ein Ankündigungszeichen vorangestellt. Das @-Symbol ist in 6-Punkt-Braille aus zwei Zeichen (Punkt 4, Punkte 3, 4, 5) zusammengesetzt.
Die taktile Schrift ist eine ertastbare Schrift, die aus normalen Großbuchstaben (Versalien) besteht und höher gedruckt ist als die Brailleschrift. Sie ist sowohl für Sehbehinderte als auch für Sehende lesbar. Taktile Markierungen werden oft in Kombination mit Blindenschrift verwendet.
- Taktile Schriftzüge: Die Großbuchstaben machen z. B. Karten, Schilder an Türen oder Produkte lesbar.
- Buchstaben/Zahlen: Bedienung von Computer-, Telefontastaturen oder auf Taschenrechnern.
- Taktile Kinderbücher: Als Lerneffekt werden Buchstaben oder einzelne Wörter erhaben gedruckt.
- Kleidung: Buchstaben können auf Kleidungsetiketten gedruckt oder gestickt werden, um Größenangaben oder Waschanweisungen lesbar zu machen.
- Begrenzungen: Auf Karten und Lageplänen werden die Ränder von Objekten mit einer Linie oder Flächen mit verschiedenen Strukturen markiert.
- Markierungen: Erhabene Striche z. B. auf Tastaturen bei der "5", Haushaltsgeräte mit taktilen Knöpfen und Drehschaltern mit Markierungen.
- Warnhinweise: Auf Verpackungen gefährlicher Chemikalien oder Medikamentenflaschen finden sich genormte Symbole wie ein erhabenes Dreieck oder Noppen.
Es gibt einige Alternativen für blinde Menschen, um schriftlich zu kommunizieren.
- Braille-Schreibmaschinen: Sie funktionieren wie Schreibmaschinen, haben jedoch Tasten für die sechs Punkte der Brailleschrift. Jede Taste prägt einen Punkt der Blindenschrift. Ein bekanntes Modell ist die Perkins-Braille-Schreibmaschine.
- Punktschrifttafel: Dieses leicht tragbare Gerät besteht aus zwei übereinander liegenden Tafeln mit Aussparungen für Braillepunkte. Zwischen die Tafeln wird ein Blatt Papier gelegt und mit einem Stift werden die Braillepunkte manuell durch das Papier gedrückt.
Für blinde Menschen werden immer mehr Alternativen entwickelt, um an der digitalen Welt teilhaben zu können.
- 3D Braille-Tablet: Sie funktionieren wie E-Books. Das Display zur Darstellung von Blindenschrift, basiert auf einem pneumatischen System. Es gibt zahlreiche Punkte auf dem Display, die mit Druck und einer Flüssigkeit nach oben gedrückt werden können.
- Braille-Tastatur: Geräte wie die Mountbatten Braille-Schreibmaschine sind eine moderne, elektronische Version der klassischen Braille-Schreibmaschine. Sie haben zusätzliche Funktionen wie Sprachausgabe und die Möglichkeit, Texte direkt auf einem Computer zu speichern und auszudrucken.
Auch wenn Braille ein weltweit anerkanntes Schriftsystem ist, gibt es länderspezifische Anpassungen.
- Akzentzeichen: Für Sprachen wie Französisch oder Spanisch, gibt es spezielle Braillezeichen. Z. B. hat der Buchstabe „ñ“ seine eigene Darstellung, aus den Punkten 1-2-4-6. Dieses Zeichen ist eine Besonderheit der spanischen Brailleschrift und spiegelt die Tilde wider.
- Asien: In China und Japan werden komplexere Punktschriftsysteme verwendet. Im Chinesischen basiert die Brailleschrift auf der Pinyin-Umschrift, da es Tausende von Schriftzeichen gibt. Ein Braillezeichen stellt daher eine Lautkombination und keinen Buchstaben dar.
- Arabisch: Obwohl das arabische Schriftsystem von rechts nach links geschrieben wird, werden Braillezeichen von links nach rechts dargestellt. Stattdessen werden die arabischen Buchstaben so kodiert, dass sie mit vorhandenen Braillezeichen kombiniert werden können.
Sie sind unverzichtbar für die Orientierung im öffentlichen Raum wie Verkehrsmitteln und Plätzen.
- Aufzug-Beschriftung: Metallschilder oder Aufzugsknöpfe können direkt oder als Nachrüstsatz mit transparenten Aufklebern mit Brailleschrift ausgerüstet werden.
- Taktile Türschilder: Türschilder in Gebäuden können direkt oder nachträglich mit transparenter Brailleschrift bedruckt werden.
- Handlauf-Schilder: Als Aufkleber, oder gefräst aus Aluminium oder Edelstahl. Handlauf-Schilder mit taktiler Schrift und Blindenschrift tragen zur sicheren Orientierung bei.
- Pläne: In öffentlichen Verkehrsmitteln können Stadtpläne und Fahrpläne mit taktilen Elementen bedruckt werden, um Grenzen oder Flächen zu markieren. Diese Felder sind auch für Sehende gut zu ertasten. Zusätzlich werden sie mit Brailleschrift beschriftet.
Barrierefreie Automaten sind so gestaltet, dass sie auch von blinden und sehbehinderten Menschen einfach und sicher bedient werden können.
- Taktile Felder: Die fühlbaren Symbole (z. B. erhabene Zahlen, Buchstaben oder Symbole) ermöglichen blinden und sehbehinderten Menschen die Navigation. Häufig ist die Taste "5" auf einem Ziffernblock hervorgehoben.
- Blindenschrift: Auf oder neben den Tasten befinden sich wichtige Funktionen in Brailleschrift.
- Sprachausgabe: Informationen und Anweisungen können über Kopfhörer oder eingebaute Lautsprecher gehört werden. Die Sprachausgabe leitet durch den Prozess und gibt Rückmeldung.
- Kontrast: Schriftgröße und Farben der Benutzeroberfläche sind kontrastreich gestaltet, damit sie auch bei eingeschränktem Sehvermögen gut lesbar sind.
Verpackungen werden zunehmend barrierefrei gestaltet, indem sie mit Blindenschrift versehen werden. Bei Arzneimittelverpackungen, ist dies bereits gesetzlich vorgeschrieben.
- Gedruckte Blindenschrift: Sie wird nach Wunsch mit einem transparenten Lack oder farbig anmutend gedruckt. Jeder Punkt ist gleichmäßig erhaben, was die Lesbarkeit und Benutzerfreundlichkeit verbessert. Der Vorteil liegt in der Flexibilität, da sie auf eine Vielzahl von Oberflächen gedruckt werden kann, etwa auf Kunststoff- oder Papierverpackungen. Für kleine und mittlere Auflagen.
- Gestanzte Blindenschrift: Sie wird mit einem Stanz- oder Prägewerkzeug erzeugt. Die Punkte sind robuster, aber nicht auf allen Materialien anwendbar. Ideal für Verpackungen von Medikamenten in großen Mengen, damit diese leicht gestapelt werden können.
Gehwege für Blinde sind mit 3 bis 5 mm hohen taktilen Erhebungen - einem taktilen Bodenleitsystem nach DIN 32984 - ausgestattet, die sicher zu wichtigen Punkten wie Straßenübergängen, Bushaltestellen, Bahnhöfen, öffentlichen Gebäuden oder Parkanlagen führen.
- Rippen (Leitstreifen) verlaufen oft über längere Strecken und dienen der Orientierung und Richtungsführung. Sie geben sehbehinderten Menschen einen klaren Weg vor, dem sie folgen können, zum Beispiel auf Bürgersteigen, in Bahnhöfen oder öffentlichen Gebäuden.
- Punkte (Aufmerksamkeitsfelder) geben Abzweigungsmöglichkeiten, Zebrastreifen, Treppen, Sitzgruppen etc. an. Sie „unterbrechen“ sozusagen den Weg.
Barrierefreie Webseiten sind für öffentliche Stellen bereits verpflichtend. Ab 2025 wird das Europäische Barrierefreiheitsgesetz auch private und öffentliche Webseiten sowie digitale Dienste verpflichten, barrierefrei zu sein.
- Alt-Texte für Bilder: Bilder müssen mit beschreibenden Alternativtexten (Alt-Tags) versehen sein, damit Screenreader sie vorlesen können.
- Klare Struktur: Überschriften sollten logisch, Menüs und Links klar und verständlich sein.
- Lesbare Schrift: Nutzer müssen in der Lage sein, die Schriftgröße ohne Verlust anzupassen. Ein ausreichender Kontrast zwischen Text und Hintergrund ist notwendig.
- Tastaturbedienbarkeit: Alle Funktionen der Webseite müssen vollständig mit der Tastatur bedienbar sein, da blinde Menschen häufig Screenreader und Tastaturen verwenden.
- Screenreader: Webseiten sollten so programmiert sein, dass sie mit Screenreadern funktionieren. HTML-Codes müssen korrekt bezeichnet und strukturiert sein.
- Formulare: Formulare müssen klar beschriftet und logisch aufgebaut sein, damit sie von sehbehinderten Nutzern mit Screenreadern ausgefüllt werden können.
Diese Ampeln kombinieren akustische und taktile Signale, um klare Hinweise zu geben, wann und in welche Richtung eine Straße sicher überquert werden kann.
- Ruhesignal: Ein leises, gleichmäßiges Ticken bei Rot hilft Sehbehinderten, die Ampel und den Übergang zu lokalisieren.
- Freigabesignal: Sobald die Ampel auf Grün schaltet, ertönt ein schnellerer Piepton, der anzeigt, dass die Straße nun sicher überquert werden kann.
- Taktiles Zeichen: Am Ampelmast befinden sich oft taktil fühlbare Symbole wie Pfeile oder spezielle Markierungen, die die Richtung anzeigen, in der die Straße überquert werden kann.
- Vibrationssignal: Die taktilen Vibrationssignale sind am unteren Bereich des Ampelmastes spürbar. Dieses Element hilft insbesondere taubblinden Menschen.
Gesetz zur Barrierefreiheit
Das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das am 28. Juni 2025 in Kraft tritt, zielt darauf ab, den Zugang zu Produkten und Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen erheblich zu verbessern. Es setzt die EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen um und verpflichtet Unternehmen, barrierefreie Lösungen in Bereichen wie Transport, Bankdienstleistungen, E-Commerce, Telekommunikation und digitaler Infrastruktur anzubieten.
- Barrierefreie Produkte: Zukünftig müssen elektronische Geräte, wie Fahrkartenautomaten, Geldautomaten und Smartphones, so gestaltet sein, dass sie von allen Nutzern, unabhängig von Einschränkungen, bedient werden können.
- Digitale Barrierefreiheit: Webseiten, Apps und andere digitale Dienstleistungen müssen für Menschen mit Behinderungen zugänglich gemacht werden.
- Umfassende Teilhabe: Ziel des Gesetzes ist es, die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben weiter zu stärken.
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